Wie Du Deine Angst vorm Matchplay-Gegner überwindest.

Lochspiel Taktiken für leise Golfspieler oder wie ich dank dieser Methoden über 75,64% meiner Matchplays gewann!

Lang ist es her. Mein allererstes Matchplay. Ich trug mich in die Liste ein. Kurz darauf wurden die ersten Paarungen bekannt gegeben. Gespielt wird gegeneinander. Wie beim Tennis. Wir bekamen ein Zeitfenster, in dem wir uns begegnen sollten. Soweit alles klar.

Dann kam endlich der Tag. Ich traf mich mit Jürgen. Besser gesagt auf Jürgen. Jürgen hätte mein Vater sein können, spielte schon lange Golf und hatte damals HCP 12. Heute – nach der HCP-Reform wäre das Einstellig. Ich war bei HCP 25.

Er musste mir also an einigen Löchern Schläge vorgeben. Das war mir ziemlich egal. Ich wollte einfach nur spielen. Gut spielen. Mein Bestes geben. Gewinnen.

Ob ich die Zusammenhänge wissen wolle? Natürlich! Danke, gerne doch! Und nein, es würde mich nicht stören oder aus dem Konzept bringen. Und so erklärte er nach fast jedem Loch, was dort vor sich gegangen ist.

Er hätte Druck aufgebaut, indem er seinen Abschlag lang die Bahn hinunter gedroschen hat. Ich hätte dem Druck standgehalten – ihn sogar ausgedrived. Jetzt hätte er den Druck gehabt, seinen Ball ins Grün zu schlagen. Ich hätte dem Druck standgehalten und meinerseits das Grün getroffen.

Ich sei druckstabil und ließe mich nicht einschüchtern. Solche Konstellationen versprechen gute Matches auf hohem Niveau.

Halten beide Parteien dem Druck stand, entwickeln sich Matchplays auf hohem Niveau

Jürgen chippte nahe an den Stock, ob ich ihm den Schlag glauben würde und den Putt unter Hinzurechnen eines Schlages schenken würde. Das würde das Spiel beschleunigen vor allem ihm als Einfordernder ein weiteres Stilmittel in die Hand geben.

Gerne! Geschenkt! Das was der kann – kann ich auch! Habe ja aufmerksam zugesehen, was er wie gemacht hat und wie der Ball auf dem Grün läuft. Und hatte den Bonus, noch einige Schläge mehr machen zu dürfen!

Ich könne jetzt strategisch alle kurzen Putts schenken, damit er keine Routine mehr hat. Spieler wie ihn stört das nicht. Im Matchplay darf er jederzeit nachputten, wenn ihm danach sei.

Und jeden noch so kurzen Putt sehen zu wollen, sei ein weiteres Stilmittel, das einige auf die Palme bringt. Ihm ist das zu Engstirnig. Turnierspieler sind es zudem gewohnt, ihre Bälle einzulochen.

Reflektiere nach einem Matchplay die Aktionen und Gegners Reaktionen, um Deine Methoden zu finden

Später an der Theke tauschten wir uns über weitere Einflussnahmen aus. Beide hielten wir nichts davon, den kleingeistigen Regelpapst zu mimen oder auf die ach so schlimmen Gefahren hinzuweisen.

Auch hinterlistige Aktionen sind scheinbar Usus. Gegner in die Falle rennen zu lassen indem beispielsweise die Markierung auf dem Grün versetzt werden soll um dann darauf zu hoffen, dass der Gegner nicht zurückversetzt.

Ansagen wie: der Ball ist „gut“ und darauf hoffen, dass Gegner den Ball aufnimmt um dann zu jubilieren, dass „gut“ jedoch nicht „geschenkt“ sei. Ätsch, gepennt und jetzt geht der Punkt an mich!

Sich in die verlängerte Sichtachse des Gegners stellen oder mit Tees und Münzen in der Tasche klimpern, während der Gegner einen wichtigen Putt macht.

Oder dem Gegner großspurig erklären, dass das Grün über die Ausgrenze spielend zu erreichen sei. Das hätte man schließlich tags zuvor noch gemacht – was natürlich nicht stimmt.

Oder an einem engen Loch mit dem Driver am Abschlag zu stehen, um dann doch das Eisen sicher vorzulegen.

Wir diskutierten alle möglichen Zusammenhänge der Einflussnahme im Matchplay. Das waren für mich wichtige Informationen, die ich bis heute, inclusive 1. Bundesliga nie wieder gehört habe.

Unkooperatives, hinterlistiges und spielbehinderndes Verhalten lehnen wir beide vehement ab. Selbst wenn es darum geht, dem Team einen Punkt beizusteuern. Fairness geht über alles.

Fairness und Sportsmanship gilt auch im Matchplay! Faire Methoden gibt es genug, um nicht auf Kleingeistigkeit und Zickenkrieg zurückgreifen zu müssen.

Mir machte Matchplay Spaß. Es ist übersichtlicher als jedes andere Turnier. Ich konnte Einfluss auf den Spielverlauf nehmen und Druck auf den Gegner ausüben. Großartig! Das war mein Spiel!

Ich hatte das Gefühl, das Spiel verstanden und jederzeit die Kontrolle zu haben. Als Handballerin hatte ich eine gute Hand-Auge-Koordination, hohe Abrufbarkeit und eine gesunde Länge.

Turniere wie Zählspiel empfand ich als unübersichtlich und verlor unterwegs oft den Faden. So spielte ich nicht auf Ergebnis, sondern auf Spaß und versuchte riskante aber herausfordernde Schläge wie Flop-Shots über Bunker, ging Tigerline über Ausgrenzen und Bäume oder Punshes unter Bäumen.

Ich war vor „nix fies“. Schlug meine Bälle aus Teichen, Büschen und Brennnesseln und demolierte meine Schläger im Geröll. Das waren meine persönlichen Herausforderungen. Im Matchplay wusste ich jederzeit, was zu tun war, Zählspiele waren Lustrunden und sozialising.

Mein HCP bleib dadurch immer relativ hoch. Als in einem Matchplay eine „Brutto“ 85 bei HCP 23 gegen den amtierenden Clubmeister gezählt wurde, diskutierte der Spielausschuss, mich herabzusetzen.

So stand ich jahrelang mindestens im Halbfinale der clubinternen Matchplay Trophy und gewann mehrmals. Bis zu einem Ereignis, das für mich einschneidend war!

Wenn der Kopf nicht mitspielt, scheitert jede noch so gute Absicht im Matchplay!

Unser heißgeliebter Wellensittich Willi verstarb. Er war für mich wie ein Hund. Gehorchte aufs Wort. Als tags darauf der Anruf kam, dass meine geliebten Pflegeponys verkauft sein, brach meine kleine heile Welt zusammen.

Das Halbfinalspiel verlegte ich eine Woche nach hinten. Gegen die Freundin meiner Mutter. Wir hatten die gleichen Handicaps. Sie hatte keinen Schlag Luft. Für mich ein leichtes Spiel. Eigentlich.

Nach dieser Woche Kulanz war ich mental noch nicht wieder stark genug, ins Match zu gehen. Ich hätte das Match um eine weitere Woche verlegen können. Konnte mir kaum vorstellen, dass meine Trauer in der Folgewoche geringer wurde. Und so sagte ich schweren Herzens den Termin zu.

Mein Spiel war leer, kraftlos. Als könne ich nicht agieren schlurfte ich hinter meiner Gegnerin her. Keinen ihrer Fehler konnte ich für mich nutzen. Wandte keine meiner Methoden an. Kläglich verlor ich das Match.

13 Jahre später begegnete ich einer ähnlichen Situation. Deutsche Mannschaftsmeisterschaften. 1. Bundesliga. Das kleine Finale. Ich stand auf der Range und traf keinen Ball. Fühlte mich klein und machtlos. Meine Waffen stumpf.

So bat ich den Trainer mich herauszunehmen. Auf der „Auswechselbank“ saßen zwei hochmotivierte Spielerinnen. Vielleicht haben die nicht die mentale Stärke, jedoch treffen sie den Ball.

Nicht nur im Matchplay ist es wichtig, klar in der Absicht zu sein!

Der Trainer brauchte keine drei Sätze und schon flogen meine Bälle wieder. Meine Schlagkraft war schlagartig zurück. Schwupps war ich hochmotiviert und klar in der Absicht.

Meine Gegnerin war eine Nationalspielerin, die gerade von der Europameisterschaft zurückkam. Ich überschlug, dass sie in den vergangenen 14 Tagen mehr als 12 anstrengende Runden in den Knochen stecken hat.

Wir kannten uns aus der Rangliste. Sie hatte ein HCP um +2, ich war bei -3. Sollte doch alles klar sein, oder? Pustekuchen. Über die Zeit hatte ich ein System, eine Methode entwickelt, die diese Differenz locker ausglich.

Die Finalisten starteten auf der 1. Ich erwartete sie auf dem Abschlag der 10. Habe mich sozusagen häuslich auf dem Abschlag eingerichtet. Aus erhöhter Position kam ich ihr entgegen. Blickte sie scharf an und schüttelte ihr die Hand. War der Griff etwas zu stark? Habe ich die Handfläche etwas nach oben gedreht? Hmmm. Ein kleines Stilmittel.

Unser Team hatte die Ehre. Ich nahm Maß und brachte einen dummen Spruch, als ob ich nicht wüsste, wohin ich spielen solle. Mein Caddy krümmte sich vor Lachen. Dann donnerte ich meinen Drive in die schmale Zone zwischen Bunker und Ausgrenze. Sie zog nach.

Der lange Schlag über den Graben ins Grün war mir unappetitlich. Nicht meine Distanz. Meine langen Eisen wie an der Schnur gezogen, jedoch nicht lang genug, hoch genug und spinnen nicht. Egal, keine Schwäche zeigen. Bei Verbandsspielen wird von den Spielern alles gefordert. Wir spielten in Bad Saarow, Scharmützelsee den Arnold Palmer Course von Schwarz. Die rund 7000 Meter spielten sich ekelhaft lang!

Matchplay bedeute, immer in Aktion zu sein, Stärke zu demonstrieren und taktisch Methoden anzuwenden

Ich wollte den langen Putt lochen, um früh ein Zeichen zu setzen. Nicht geklappt. Loch geteilt. Was dann kam, wird ihr noch nachhängen. Sie lag auf dem Par 3 auf dem Fairway vorm Grün, wenige Meter vom Loch entfernt. Mein Schlag hatte nichts mit dem Grün zu tun.

Ich kämpfte, um Richtung Fahne zu gelangen. Was war das? Sie wirkte kraftlos. Unentschlossen und gab mir die Chance, dieses Loch zu teilen. Danke! Ein Geschenk, mit dem nie gerechnet hätte! Niemals rechne ich mit der Schützenhilfe meiner Gegner.

Zwei Bahnen später liegt sie mit dem zweiten Schlag auf dem kurzen Par 5 im Grün. Mit einem langen Putt gelingt mir das Birdy und ich gehe 1 auf in Führung.

Dreistigkeit ist im Matchplay ein stilvolles Stilmittel!

Einige Löcher später will ich es wissen. Beide Golfbälle lagen im Grün etwa 2,5 Meter vom Stock entfernt. Ich frage an: „Beide geschenkt?“ Ihre Gedankenblase war kilometerweit zu beobachten. Mein Caddy krümmte sich schon wieder vor Lachen. Bis sie nach einer halben Ewigkeit zustimmt und wir beide unsere Bälle aufnahmen. Loch geteilt. Duftmarke gesetzt!

Die 17. Bahn hat sich mir mit jedem Grashalm ins Gedächtnis eingebrannt. Obwohl sie ihren Abschlag verzogen hat, hämmert sie ihren 2. Schlag souverän an den Stock. Mein 3. Schlag lag blöd hinterm Grün. Keine Chance, den 4. Schlag einzulochen! Ich kalkuliere: aus dieser Distanz macht sie einen, maximal 2 Putts und spielt schlechtestenfalls das Par. Für mich gab es höchstens ein Bogey zu spielen. Und so schenkte ich ihr das Loch.

Unser Trainer unterstützte meine Aktion nicht! Warum ich es denn nicht wenigstens probiert hätte???!!! Kurz irritiert lächelte ich still in mich hinein. Lieber Trainer, hätte ich es probiert, hätte ich sowohl mir als auch meiner Gegnerin mein Unvermögen preisgegeben. Das gilt es in einem Matchplay unter allen Umständen zu vermeiden! Damit hätte ich ein wichtiges Stilmittel achtlos weggeworfen! Dieser geschenkte Punkt bedeutet noch lange nicht den Sieg zu verschenken! Im Gegenteil!

Im Matchplay darfst Du niemals Dein Unvermögen eingestehen!

Wie beflügelt habe ich daraufhin zum Birdy-Feuerwerk angesetzt. Auf einer Bahn wurde ich zu gierig und verlor prompt den Punkt. Die Bahn darauf besann ich mich in letzter Sekunde auf meine Absicht und entschied mich, den Stock anzugreifen als nur das Grün treffen zu wollen. Belohnt wurde die Aktion mit einem weiteren Birdy.

Die Bahn darauf puttete sie zum Eagle. Um zwei Millimeter verfehlte ihr Putt das Loch. Puuuuuuh. Danke. Meine Chance zum Teilen! Ich war so gierig, den Ball zum Birdy zu lochen, dass mir förmlich der Sabber aus dem Mundwinkel trief. Tatsächlich fiel der Ball mit letzter Kraft über die ausgetretene Kante ins Loch. Danke! Danke, danke!

Vielleicht kennst Du das? Wenn man so richtig warmgelaufen ist, die Maschine zuverlässig funktioniert? Das Loch darauf war mein Birdyputt keine 2 Meter lang. Die Gier, jetzt noch ein Birdy zu spielen gigantisch! Doch einige Grüns verstehe ich nicht. Kann sie nicht lesen. Wie dieses hier. So konnte ich diese Chance nicht nutzen.

Sobald Du im Matchplay nicht mutig agierst, läufst Du hinterher!

Die Bahn darauf grub sie sich unglücklich im Bunker ein. Mein Chip bekam den Flaggenstock und blieb zum Tap-in neben dem Loch liegen. Als sie mir die auf der 7 – also unserer 16. Bahn die Hand gab und gratulierte, war ich überrascht und enttäuscht. Gerne hätte ich zu Ende gespielt. Es lief gerade so gut! Ich war mitten im Flow – spielte jenseits von Raum und Zeit. Ich hätte lieber verloren als in dem Moment aufhören zu müssen! Puh – war das ein Match!

Danke, dass Du den Artikel gelesen hast und viel Spaß bei der Umsetzung.